Blaesen, Rudolf Peter

Nachname: Blaesen

Vorname: Rudolf Peter

Geburtstag: 5.7.1917

Geburtsort: Berleburg

Wohnort(e): Berleburg

Religion: unbekannt

Haftort(e): Landesheil- und Pflegeanstalt Hadamar

Todestag: 28. Juli 1941/August 1941

Todesort: Hadamar

Biografie: Peter Blaesen war 1941 Patient in der Heil- und Pflegeanstalt Düren. Zu einem nicht bekannten Datum wurde er in die Anstalt nach Galkhausen verlegt. Galkhausen war ab 1941 eine sogenannte „Zwischenanstalt“ für die Tötungsanstalt Hadamar. Von Januar bis August 1941 war Hadamar eine von sechs „Euthanasie“-Tötungsanstalten der „Aktion T4“. Das heißt, Patientinnen und Patienten aus anderen Anstalten wurden in „Zwischenanstalten“ zunächst gesammelt und bald darauf nach Hadamar verlegt. Von Galkhausen gelangte Herr Blaesen in einem Transport mit 83 weiteren Patientinnen bzw. Patienten am 28.07.1941 nach Hadamar. Die Patientinnen bzw. Patienten eines solchen Transports wurden in der Regel noch am Tag der Ankunft in die im Keller der Anstalt befindliche Gaskammer geschickt und ermordet. Ihre Leichname wurden anschließend eingeäschert. Das damals offiziell mitgeteilte Todesdatum und die Todesursache wurden falsch angegeben, um Angehörige und Behörden zu täuschen. Im August erhielten die Eltern die Nachricht, ihr Sohn sei „aus kriegswichtigen Gründen“ in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Hadamar verlegt worden und dort dann an einer Gesichtsrose mit anschließender Sepsis verstorben. Zu diesem Zeitpunkt kursierten, wie mehrfach überliefert, auch in der Region Nachrichten über das nationalsozialistische Krankenmordprogramm. Vater Konrad Blaesen, Mitglied der NSDAP und der SA, wollte der Sache auf den Grund gehen und kündigte sich in Hadamar an. Ein Besuch wurde ihm von dort abgelehnt. Es bestehe Seuchengefahr, erklärte der Anstaltsleiter. Die Herausgabe des Nachlasses verweigerte er. Der Nachlass sei der NSV übergeben worden.
Konrad Blaesen fuhr nun nach Hadamar, stellte dort fest, dass alle Angaben unzutreffend waren. „Dass ich in allen Teilen beschwindelt worden war“, erzählte er nach seiner Rückkehr in Berleburg „offen und breit“. Nach Vorladung vor den Ortsgruppenleiter wurde er verwarnt. Zugleich wurde ihm bestätigt, dass die NSV die Habseligkeiten des Sohns (zur Weitergabe an Bedürftige) erhalten hatte.
Der Vater stellte trotz Verwarnung einen Strafantrag. Ein Ergebnis ist nicht bekannt.

1949 wurde Konrad Blaesen in Berleburg zum Schützenkönig gekürt.
Im Jahr darauf folgte ihm in dieser im kleinstädtischen Milieu bedeutsamen Rolle Carl Wilhelm, Träger des Ehrenzeichens „Alte Garde“ der NSDAP, in der SA seit 1931, vom Spruchgericht als „Aktivist und Nutznießer“ zu einer Geldstrafe verurteilt.

Autor/in der Biografie: Ulrich F. Opfermann, 2015; Recherche Annette Kufner, 2023

Quelle(n): LA NRW, Abt. Rheinland, NW 1.118-228 (Konrad Blaesen), NW 1.118-2.486 (Carl Wilhelmi); Stadtarchiv Bad Berleburg, Nr. 151; Ulrich Friedrich Opfermann, „Mit Scheibenklirren und Johlen“. Juden und Volksgemeinschaft im Siegerland und in Wittgenstein im 19. und 20. Jahrhundert, Siegen 2009, S. 149; http://www.schuetzenverein-berleburg.de/schuetzenverein/schuetzenkoenige.html Verwaltungsakten des Archivs im der LVR-Klinik Langenfeld (ehemals Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen).