Denker, Emil

Nachname: Denker

Vorname: Emil

Geburtstag: 12.10.1889

Geburtsort: Salchendorf bei Neunkirchen, Kreis Siegen

Wohnort(e): Neunkirchen-Salchendorf, Kölner Straße

Beruf/Erwerbstätigkeit: Former

Religion: evangelisch

Todestag: 23.11.1934

Todesort: Salchendorf in seiner Wohnung

Biografie: Emil Denker absolvierte nach der Volksschule eine Lehre als Former. Er war Teilnehmer am Ersten Weltkrieg und kehrte 1918 aus englischer Gefangenschaft zurück nach Salchendorf. Er entwickelte sich zu einem politischen Menschen, was seine Mitgliedschaften in der Gewerkschaft, dem Reichsbanner und der SPD (mindestens von 1929-1933) belegen. Zuletzt war er deren Vorsitzender bis zum Verbot der SPD im Juli 1933 war. Emil Denker setzte die Parteiarbeit mit wenigen Genossen in der Illegalität fort.
 
Er war mit Christina Jung verheiratet. Diese hatte ihrem Mann seit 1926 vier gesunde Kinder geschenkt. Am 6. Mai 1934 fuhr der nicht nur im südlichen Siegerland bekannte offene Wagen der SA-Standarte in der Kölner Straße in Salchendorf vor dem Haus Denker vor. Die Eltern von Emil Denker wohnten oben im Haus. Während zwei SA-Männer vor dem Haus Aufstellung nahmen, drangen weitere unter dem Kommando von SA-Obersturmbannführer Richard Odendahl ins Haus ein. Sie schleppten Emil Denker in die Waschküche, wo sie ihn mit Gummiknüppeln schlugen und misshandelten. Anschließend nahmen sie ihr stark blutendes Opfer mit. Sie sperrten Emil Denker unversorgt im Spritzenhaus von Neunkirchen ein. Auf Anordnung des Amtbürgermeisters Liebau kam Denker abends wieder frei. Von diesen Misshandlungen erholte er sich nicht wieder. Er konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Nach Angaben seiner beiden Töchter war ihr Vater über Monate bettlägerig und hatte große Schmerzen. In der Nacht seines Todes schrie er entsetzlich, er war stark abgemagert, lag auf dem Sofa im Wohnzimmer, wo er an seinen Leiden verstarb.
 
Seine Frau Christina, im siebten Monat schwanger, erlitt daraufhin eine Frühgeburt. Das Baby überlebte nur wenige Stunden. Christina Denker starb kurze Zeit später an einem Herzinfarkt. Drei Tote während einer Nacht, vier Kinder waren zu Waisen geworden.
 
Nach NS-Ende kam es zu zwei Verfahren gegen mehrere Angehörige des "Rollkommandos Odendahl". Hauptangeklagter war der ehemalige SA-Führer Richard Odendahl. Verhandelt wurden Misshandlungen und Ausschreitungen in mindestens 34 Fällen, darunter der Fall Emil Denker. Odendahl (der „satanische Geist des Siegerlandes“) wurde zunächst zu zehn Jahren (1948), dann nach Revision (1949) zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die reale Strafverbüßung, die von der Anrechnung der Internierung und den zeitgenössischen Amnestien beeinflusst gewesen sein dürfte, ist unbekannt. Maxime des Staatsanwalts beim Strafantrag: „Das Urteil möge sühnen, aber auch versöhnen“.
 

Autor/in der Biografie: Ulrich F. Opfermann, 2015; Klaus Dietermann, 2016

Quelle(n): Interview mit den beiden Töchtern von Emil Denker (1983)

Stolperstein Verlegedatum: 09.11.2016

Stolperstein Verlegort: Neunkirchen-Salchendorf, Kölner Straße 359

Verwandt:

Denker, Christina

Bildquelle(n): Archiv AMS