Dettmer, Elisabeth Stephanie

Nachname: Dettmer

Vorname: Elisabeth Stephanie

Geburtsname: Stock

Geburtstag: 25.12.1901

Geburtsort: Herdorf

Wohnort(e): Herdorf, Eiserfeld, Lindenstraße 31 (heute 35), (heute Siegen-Eiserfeld)

Beruf/Erwerbstätigkeit: Hausangestellte

Religion: katholisch

Fluchtort: nicht geflohen

Deportationsdatum: 22.09.1932 (eingewiesen)

Haftort(e): Provinzialheilanstalt Warstein; Hadamar (ab16.08.1944)

Todestag: 21.11.1944

Todesort: Hadamar

Biografie: Elisabeth Dettmer geb. Stock wurde am 25.12.1901 in Herdorf geboren. Ihre Eltern waren Johannes Stock, Hüttenarbeiter, und Helene geb. Müller. Robert Dettmer (* 16.03.1899, † 08.02.1958, Postfacharbeiter) und Elisabeth heirateten am 15.08.1928. Am 07.10.1929 wurde Tochter Elisabeth (Elsa) und am 13.11.1931 Sohn Johann (Häns) geboren. Bereits am 22.09.1932 wurde Elisabeth Dettmer nach kurzer Beobachtung im Siegener Marienkrankenhaus in die Provinzheilanstalt Warstein eingewiesen. Ihr Mann Robert hat mehrfach versucht, sie zurück zu holen. Probeweise wurde sie zwischendurch nach Hause entlassen. 1935 wurde sie zwangssterilisiert. Die Sterilisation war der erste von mehreren Schritten mit denen die Nationalsozialisten das brutale Prinzip vom „lebensunwerten Leben“ umsetzten. Das ärztliche Gutachten vom 07.10.1940 mit der Diagnose „Schizophrenie“ diente der Zwangsscheidung, die am 13.12.1940 durch Urteil vom Landgericht Siegen ausgesprochen und am 19.02.1941 rechtskräftig wurde. Am 16.08.1944 wurde Elisabeth Dettmer von Warstein nach Hadamar verlegt. Das Datum bedeutet, dass sie nicht im Rahmen der T4-Aktion verlegt wurde. Die erfolgte bekanntlich schwerpunktmäßig 1940 und 1941 und wurde durch die mutige und anklagende Predigt des Bischofs von Münster, Graf von Galen, gestoppt. Das Töten ging jedoch weiter, subtiler und weniger sichtbar in der zweiten Phase der „Euthanasie“-Verbrechen. Als „Sterbehilfen“ dienten Gaben von Medikamenten in Überdosierung, Todesspritzen, mangelnde Fürsorge, Verhungern und Erfrieren lassen. Am 21.11.1944 – abgestempelt um 16.00 Uhr – erhielt Robert Dettmer die Nachricht, dass seine Frau ernsthaft erkrankt sei und Lebensgefahr bestehe. Mit den beiden Kindern fuhr er nach Hadamar. Durch Bombeneinwirkung kam der Zug erst am 22. November um 13.00 Uhr in Hadamar an. Der Familie wurde mitgeteilt, dass Elisabeth am 21.11.1944 um 16.30 Uhr gestorben sei. Ihr wurde auf dem Gelände der Anstalt ein leeres Grab gezeigt. Robert Dettmer war überzeugt, dass seine Frau ermordet wurde. Seine Bemühungen, einen materiellen Ausgleich für den Verlust der Mutter für die Kinder zu erwirken, blieben erfolglos. Tochter Elsa starb am 19.11.2015 in Salchendorf. Sie war wie ihre Mutter und Großmutter ebenfalls krank. Bruder Johann gen. Häns, der mit Karin Dettmer geb. Henrich verheiratet war, starb am 23.03.2018 im Elternhaus.

Autor/in der Biografie: Traute Fries, 2022

Stolperstein Verlegedatum: 02.09.2021

Stolperstein Verlegort: Lindenstraße 35, Siegen-Eiserfeld

Bildquelle(n): Ralf Schumann