Dornseifer, Karl

Nachname: Dornseifer

Vorname: Karl

Geburtstag: 09.09.1891

Geburtsort: Weidenau

Wohnort(e): Weidenau, Ernsdorf (heute Kreuztal)

Beruf/Erwerbstätigkeit: gelernter Blechschlosser, später Händler

Religion: evangelisch

Deportationsdatum: nicht deportiert

Haftort(e): keine

Todestag: 05.08.1933

Todesort: Ernsdorf (heute Kreuztal)

Biografie: Der Blechschlosser Karl Dornseifer aus Weidenau, Sohn eines Weidenauer Hüttenarbeiters, kehrte als Schwerkriegsbeschädigter aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Aufgrund der Kriegsbeschädigung konnte er seinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben und arbeitete als Händler. Im Jahre 1923 heiratete er Hedwig Münker aus Kreuztal. Das Paar hatte einen Sohn Martin und wohnte in Kreuztal. Karl Dornseifer war bis zum Betätigungsverbot gegen Sozialdemokraten im Juni 1933 Mitglied der SPD. Am 5. August 1933 wurde er auf offener Straße durch den SA-Angehörigen Karl Pfeifer, einen „Alten Parteigenossen“, durch einen Pistolenschuss in den Bauch angeschossen und anschließend in den Kopf gezielt erschossen. Keine der verbliebenen drei nicht unmittelbar der NSDAP unterstellten Siegerländer Zeitungen teilte ihren Lesern das spektatuläre Verbrechen mit. Nur eine kleine Todesanzeige, die keinen Bezug zu den Todesumständen enthielt, erschien drei Tage später in der Siegener Zeitung. Die Beerdigung von Karl Dornseifer wurde von der SA durch den Geräuschpegel eines für diesen Zeitpunkt auf einem nahen Schießstand angesetzten Übungsschießens gestört. Ursächlich für den Mord war die Gegnerschaft des Sozialdemokraten Dornseifer gegen den Nationalsozialismus und wohl dessen Äußerung über ein Hitlerbild, das er offenbar zu seinem Leidwesen bei einer Verlosung gewonnen hatte. Er habe erklärt, hieß es später im Entschädigungsverfahren, „er wolle das Bild mit Brettern einer Margarinekiste einrahmen und auf den Abort hängen“. Der Täter Pfeifer wurde zwar anschließend verhaftet, erhielt aber noch am gleichen Abend Besuch durch den SA-Führer Paul Giesler, der ihn mit Handschlag und mit „Treue um Treue“ begrüßte. Nach einer Erinnerung des vormaligen Amtsbürgermeisters Dr. Erich Moning, einem SA- und Parteimitglied, sei Pfeifer zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Dazu passt nicht, dass er bereits einige Monate nach dem Mord auf freiem Fuß war und als Kammerwart an der SA-Sportschule Hamm II (1934) arbeitete. Dort fiel er schon bald wiederum auf, weil er SA-Angehörige mit einer Schusswaffe bedrohte. Die anschließenden Ermittlungen gegen Pfeifer endeten mit einer Ermahnung durch den Standartenführer. Nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ein Verfahren gegen den Mörder angestrebt, das erfolglos blieb, weil Pfeifer bereits 1944 verstorben war.

Autor/in der Biografie: Torsten Thomas, 2019

Quelle(n): LA NRW, Abt. Rheinland, NW 1.127-3 (Paul Flender); LA NRW, Abt. Westfalen, Regierung Arnsberg, K 104, Nr. 55.527; WR/SI, 13.11.1982 u. 04.08.2018

Stolperstein Verlegedatum: 05.08.2019

Stolperstein Verlegort: Kreuztal, Ernsdorfstraße Nr. 21/23, Zum Ameisenberg

Bildquelle(n): Privatbesitz; SZ 08.08.1933; H. W. Klein