Nachname: Janson
Vorname: Karl ("Husarenkarl")
Geburtstag: 31.12.1890
Geburtsort: Saßmannshausen
Wohnort(e): Saßmannshausen;
Berleburg (heute Bad Berleburg)
Beruf/Erwerbstätigkeit: Altstoffhändler
Religion: unbekannt
Deportationsdatum: 9.3.1943
Haftort(e): KZ Auschwitz-Birkenau
Todestag: 9.6.1943
Todesort: KZ Auschwitz-Birkenau
Biografie: Jansons waren Nachfahren von Sinti, die sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Wittgenstein ansässig gemacht hatten. Sie gehörten im Nationalsozialismus zu den als „Zigeuner“ verfolgten Familien und zu den in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre von der Rassenhygienischen und bevölkerungsbiologischen Forschungsstelle beim Reichsgesundheitsamt als "Zigeuner" kategorisierten Wittgensteinern.
Karl Janson III hatte im Kaiserreich bei den Husaren gedient und daher den Beinamen „Husarenkarl“. Mit überdurchschnittlichen Spenden für das Winterhilfswerk bemühte er sich, seine Angriffen ausgesetzte Position in der Berleburger Kleinstadtgesellschaft zu verbessern. Karl Janson war verheiratet mit Anna Janson geb. Mettbach. Die beiden hatten die Kinder Erna, Karl und Martha.
Erna hatte noch vor der Verhängung eines "rassisch" begründeten Heiratsverbots einen "deutschblütigen" Wehrmachtsangehörigen heiraten können. Ihr Mann fiel, so dass sie durch eine der Ausnahmekategorien des Auschwitz-Erlasses vom 26.12.1942 von der Deportation verschont blieb.
Ihre Bruder Karl, als „Zigeuner in der Wehrmacht“ vom aktiven Wehrdienst ausgeschlossen, wurde in den Lagern Brual-Rhede und Walchum des KZ Papenburg inhaftiert (1943), entkam so dem Auschwitz-Erlass und wurde dann noch wieder eingezogen (1944). Er desertierte in Frankreich, wurde von einer französischen Familie versteckt und schloss sich kurzzeitig der Resistance an (1944), bevor er zur Fremdenlegion wechselte (1945ff.). Über sein weiteres Verbleiben ist nichts bekannt.
Seine Schwester Martha wurde mit ihrem anderthalb Jahre alten Töchterchen Eva ("Evchen") und den Eltern am 9.3.1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Eva starb bald, Mutter Martha überlebte und kehrte nach Berleburg zurück. Die Eltern Anna und Karl Janson überlebten nicht. Sie starben ebenfalls in Birkenau.
Martha und Erna wurden im Nationalsozialismus nahezu vollständig enteignet, das umfangreiche familiäre Eigentum an Staat und Mehrheitsbevölkerung verteilt.
Autor/in der Biografie: Ulrich F. Opfermann, 2015
Quelle(n): StABb, Nr. 151; VVN-BdA NRW, Best. Siegen; Gedenkbuch. Die Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau in Zusammenarbeit mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg (Hrsg.), München/London/New York/Paris 1993, S. , 232f., 898f.; Private Sammlung Ulrich Opfermann (Briefsammlung Doris Jegers); Westfälische Rundschau, 8.3.2008