Nachname: Kahn
Vorname: Karl
Geburtstag: 17.02.1904
Geburtsort: Weidenau (heute Siegen-Weidenau)
Wohnort(e): Gläserstraße 2, Siegen;
Marburger Straße 19, Siegen;
Pömbsen bei Bad Driburg
Beruf/Erwerbstätigkeit: Fellhändler
Religion: jüdisch
Fluchtort: nicht geflohen
Deportationsdatum: 31.03.1942 ab Gelsenkirchen - Münster - Hannover
Haftort(e): Warschauer Ghetto
Todestag: März/April 1943
Todesort: Warschauer Ghetto
Biografie:
Die jüdische Familie Kahn war nach Aussage von Wilhelm Fries eine anerkannte Familie in Weidenau. Der Senior der Familie, Salomon Kahn, wurde am 14. April 1856 in Lahr (Oberlahnkreis) geboren und starb am 9. Februar 1919 in Weidenau. Seine Eltern waren der in Hadamar geborene Handelsmann Jakob Kahn und dessen in Lahr verstorbene Ehefrau Betty (geb. Kahn).
Salomon Kahn heiratete am 3. Januar 1882 in Fickenhütten Sinchen (Sina, Rosina) Frank, geboren am 11. Mai 1852 in Allendorf. Sie war die Tochter von Samuel Frank und seiner Ehefrau Rosa geb. Keller. Dem Ehepaar wurden in Fickenhütten die Kinder Helene (geb. 4. Januar 1884 – gest. 1937 in Köln), Samuel (geb. 5. August 1886 – deportiert nach Zamosc am 28. April 1942) und Albert (geb. 16. Mai 1888) geboren. Ehefrau Sinchen Frank verstarb am 1. März 1897. Sie wurde auf dem Friedhof am Lindenberg in Siegen beerdigt.
In zweiter Ehe heiratete Salomon Kahn Paula Cohen, geboren am 21. Januar 1862 in Meppen/Ems. Sie starb am 13. Februar 1934 in Kaan-Marienborn. Das Grab der Eheleute befindet sich auf dem Hermelsbacher Friedhof in Siegen. Die zweite Ehe war mit sechs Kindern gesegnet: Max (6. Mai 1898 – deportiert am 6. Februar 1945 ins KZ Buchenwald), Josef (1. Juli 1899 – deportiert am 30. Oktober 1941 nach Ghetto Litzmannstadt), Helene, geboren 22.12.1900, Karl (17. Februar 1904 – deportiert am 31. März 1942 ins Ghetto Warschau), Jenny, geboren 24. Januar 1906 und Erna, geboren am 14. März 1907. Wilhelm Fries, Mitbewohner im Hause Frank, bestätigte zudem, dass Samuel Kahn in den 1930er Jahren ein Freund der Familie Frank war.
Helene Kahn heiratete am 21. August 1925 in Siegen den Kaufmann Otto Weinberg aus Hachenburg. Trauzeugen waren ihr Bruder Samuel Kahn und der Kaufmann David Salomon. Dem Ehepaar wurden drei Kinder geboren: ein Sohn 1926 in Hachenburg, ein weiterer Sohn 1929 in Weidenau sowie eine Tochter 1931 ebenfalls in Weidenau. Über das weitere Schicksal der Familie ist nichts bekannt.
Der jüngste Sohn Karl betrieb gemeinsam mit seiner Mutter in Weidenau in der Sandstraße 3 eine Fellhandlung. Er wohnte zusammen mit seiner Schwester Erna in Siegen in der Gläserstraße 2. Von dort zog er am 4. Juli 1934 in die Marburger Straße 19. Hier lebte sein Halbbruder Samuel Kahn. Karl Kahn verzog 1936 mit seiner Familie nach Pömbsen bei Bad Driburg. Die Familie wurde von dort in das Warschauer Ghetto umgesiedelt. Sie kam im blutigen Aufstand vom März/April 1943 ums Leben.
Erna Kahn lebte bis zum 23.06.1934 in der Gläserstraße 2 in Siegen. Dann verzog sie nach Salzuflen. 1937 floh sie nach New York. 1988 weilte sie noch einmal in Siegen bei ihrer Schwester Jenny, nachdem diese sie zuvor mehrfach in New York besucht hatte.
Schwester Jenny wohnte mit ihrem Ehemann Albert Juncker ebenfalls in der Gläserstraße 2 bis zu ihrem Umzug 1954 in die Sandstraße. Jenny Juncker geb. Kahn (gest. 1. Mai 1990) war in „Mischehe“ mit Albert Juncker (2. Dezember 1904 - 8. März 1987) verheiratet. Sie wurde im September 1944 in Kassel-Bettenhausen, einem Arbeitslager, interniert. Tochter Ursula (7. August 1934 - 22. September 2009) wurde rechtzeitig bei einem Bauern in der Nähe von Attendorn versteckt. Albert Juncker holte seine Frau während eines Luftangriffs aus Kassel und versteckte sich mit ihr ebenfalls dort. Nach dem Krieg wurde Albert Juncker Geschäftsführer bei der IHK und war von 1949 bis 1953 Mitglied des Deutschen Bundestages.
Samuel Kahn wohnte zuletzt im Haus der Familie Herrmann in der Giersbergstraße 33. Es ist davon auszugehen, dass er dort hinziehen musste. Der Stolperstein ist daher in der Marburger Straße 19 verlegt worden, wo Samuel Kahn zuletzt freiwillig gewohnt hatte. Er wurde mit dem ersten Transport am 28. April 1942 von Siegen über Dortmund nach Zamosc/Polen deportiert.
Autor/in der Biografie: Traute Fries, 2016
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