Krämer, Walter

Nachname: Krämer

Vorname: Walter

Geburtstag: 21.06.1892

Geburtsort: Siegen

Wohnort(e): Siegen, Krefeld, Elberfeld, Kassel, Hannover

Beruf/Erwerbstätigkeit: Schlosser, KPD-Funktionär, "Arzt von Buchenwald"

Religion: 120

Fluchtort: nicht geflohen

Deportationsdatum: nicht deportiert

Haftort(e): Hameln; Hannover; KZ Lichtenburg; KZ Buchenwald; KZ-Außenlager Goslar-Hahndorf

Todestag: 06.11.1941

Todesort: KZ Außenlager Goslar-Hahndorf

Biografie:  Walter Krämer war das älteste von fünf Kindern. Nach der Volksschule absolvierte er eine Lehre als Schlosser. Er wuchs in einem national-konservativem Elternhaus auf. Nach der Lehre verpflichtete er sich für vier Jahre bei der Marine. Er wurde auf der SMS Posen in Bremerhaven ausgebildet. Während der Marinezeit wandelte sich seine politische Einstellung. Grund hierfür war die schlechte Behandlung der einfachen Matrosen auf den Kriegsschiffen durch ihre Offiziere. Er desertierte 1917, wurde aufgegriffen und von einem Bordgericht zu einem Jahr und zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Diese Haftstrafe saß er in Siegburg ab.
Nach der Befreiung im November 1918 kehrte er in seine Geburtsstadt Siegen zurück. Er führte in den nächsten Jahren ein unstetes Leben. Er arbeitete bei verschiedenen Firmen immer nur kurze Zeit in verschiedenen Städten. Er beteiligte sich aktiv beim Kapp-Putsch als Mitglied der Roten Ruhr-Armee. Nach kurzer Mitgliedschaft in der USPD trat er 1920 der KPD bei. Er war 1923 in Siegen deren 2. Vorsitzender. Mit 14 weiteren Genossen wurde er noch im selben Jahr verhaftet und 1925 im Leipziger Sprengstoffprozess zu drei Jahren und sechs Monaten Haft wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt. Mit seinen Genossen saß er die Haftzeit zum großen Teil in Cottbus ab. Wegen schwerer Krankheit seiner Frau wurde er 1927 freigelassen. Im selben Jahr wurde er als Funktionär der KPD in Krefeld eingestellt. Von 1929 bis 1931 wirkte er als KPD-Funktionär in Elberfeld. Darauf wurde er Bezirksleiter und Geschäftsführer der KPD in Kassel. Wegen Verfolgung durch die Behörden ging er noch im selben Jahr in die Illegalität nach Berlin. Im Mai 1932 wurde er als einer von 57 KPD-Abgeordneten in den Preußischen Landtag gewählt. Im selben Jahr übernahm er die Parteiführung der KPD im Bezirk Hannover. In der Nacht des Reichstagbrandes wurde er wie tausende seiner Genossen verhaftet. Am 19. Dezember 1934 erfolgte eine erneute Verurteilung wegen Vorbereitung zum Hochverrat vor dem Reichsgericht in Berlin. Nach Verbüßung seiner Strafe wurde er zwei Jahre später der Gestapo Hannover übergeben. Da er es ablehnte, für diese Spitzeldienste zu übernehmen, wurde er in das KZ Lichtenburg im Januar 1937 überstellt. Im Sommer dieses Jahres war er dann unter den Häftlingen, die das KZ Buchenwald aufbauen mussten.
Dort gelang es ihm als Kapo des Krankenbaus zusammen mit weiteren Genossen diesen zu einem Ort des Widerstands einzurichten. Er eignete sich medizinische Fähigkeiten im Selbststudium an und rettete somit zahlreichen Mitgefangenen das Leben, denen eine medizinische Betreuung durch die SS-Ärzte verwehrt blieb. Selbst SS-Aufsehern ließ er seine medizinischen Kenntnisse zukommen, so heilte er z. B. den gefürchteten Lagerkommandanten Koch von dessen Syphilis. Dieses Wissen, so wird vermutet, war Anlass ihn und seinen besten Freund und Stellverteter im Lager, Karl Peix, erschießen zu lassen. Beide wurden an unterschiedlichen Orten im Außenlager Goslar-Hahndorf zur selben Zeit "auf der Flucht erschossen".

Nach vielen vergeblichen Anläufen Walter Krämer in seiner Geburtsstadt Siegen zu ehren, wurde 1999 an seinem Geburtshaus eine Gedenktafel durch die Stadt angebracht. Im Jahr 2000 ehrte ihn die Gedenkstätte Yad Vashem in Israel mit dem Titel "Gerechter unter den Völkern". Im Dezember 2014 wurde zur Erinnerung an seine selbstlosen Taten im KZ Buchenwald ein fünfteiliges Denkmalensemble vor dem Kreisklinikum in Siegen der Öffentlichkeit vorgestellt.

Autor/in der Biografie: Klaus Dietermann, 2015

Quelle(n): Dietermann/Prümm: WALTER KRÄMER Von Siegen nach Buchenwald, Siegen 1986; ,Ritscher, Bodo: Arzt für die Häftlinge, Buchenwlad-Weimar 1988, Buchenwaldheft Nr. 17; ,Dietermann/Prümm: WALTER KRÄMER Schlosser Politiker Arzt von Buchenwald, Siegen 2015

Stolperstein Verlegedatum: 04.12.2012

Stolperstein Verlegort: Heiligerstraße 16, Hannover

Bildquelle(n): Archiv AMS