Nachname: Meyer
Vorname: Lina
Geburtsname: Levy
Geburtstag: 14.09.1879
Geburtsort: Duppigheim/Elsass
Wohnort(e): Duppigheim;
Wiesenstraße 22 (heute Nr. 26), Siegen
Religion: jüdisch
Fluchtort: nicht geflohen
Deportationsdatum: 27.07.1942
Haftort(e): KZ Theresienstadt; KZ Auschwitz
Todestag: 15.05.1944
Todesort: KZ Auschwitz
Biografie: Der Darmschleimer (Aufbereiter von Därmen zur Wurstherstellung) Emil Meyer wird erstmals im Adressbuch 1913/14 mit der Wohnadresse Kölner Straße 8 in Siegen erwähnt. Er hatte in Karolinensiel (Kreis Wittmund) 1892 Henriette Levy geheiratet. Mit ihr zog er nach Frankfurt/Main, wo am 9. Dezember 1893 ihr erster Sohn Dagobert das Licht der Welt erblickte. Emil Meyer blieb nicht sehr lange in Frankfurt, denn am 23 Januar 1895 wurde eine Tochter Karola in Hamburg geboren.
Wenige Jahre später wohnte dann die Familie in Amsterdam. Hier wurden die drei Söhne Julius (29. Oktober 1898), Richard (11. Mai 1901) und Hermann (1. Juni 1904) geboren. Das erste Adressbuch der Nachkriegszeit weist Emil Meyer 1921/22 als Besitzer des Hauses Wiesenstraße 22 (heute Nr. 26) in Siegen aus. Als Beruf ist nun Vieh- und Fellhändler angegeben. Seine Söhne arbeiteten anfangs im nahe gelegenen Schlachthof ebenfalls als Darmschleimer. Der älteste Sohn Dagobert war Weltkriegsteilnehmer. Er starb am 24. Juni 1918 als Kanonier des 3. Feldartillerie-Regiments 11 bei Courville in Frankreich. Die erste Ehefrau und Mutter der fünf Kinder starb 1922 in Siegen. Ihr Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in der Hermelsbach. Der Witwer heiratete am 8. Februar 1924 in Siegen Lina Levy aus Duppigheim im Elsass.
Der nun älteste Sohn Julius Meyer verzog nach Bad Driburg. Dort heiratete er Henriette Müller (geb. 10. Oktober 1899 in Bad Driburg). Dem Ehepaar wurde am 27. April 1929 eine Tochter Ellen geboren. Eltern und Tochter wurden am 31. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort gelangten sie am 9. Oktober in das Vernichtungslager Auschwitz.
Tochter Karola Meyer heiratete am 15. August 1924 in Siegen den Fellhändler Nuchem (Nathan) Zarzewski. Dem Ehepaar wurden in Siegen zwei Jungen geboren. Weiteres siehe unter Zarzeweski.
Sohn Richard und dessen Onkel Sally Levy, der mit im Haus wohnte, verzogen 1933 in die Arndtstraße 3 in Siegen, wo der Onkel eine Darmhandlung unterhielt. Sally Levys Ehefrau Frieda (geb. Meyer) war bereits am 8. Februar 1931 in Siegen verstorben. Richard Meyer heiratete 1933 Toni Hirsch aus Klein-Gerau. Dem Ehepaar wurde am 23. Mai 1934 ein Sohn namens Fred geboren. Neben seiner Tätigkeit als Metzger betätigte sich Richard Meyer als Hausmeister der Synagoge in Siegen. Das Ehepaar wohnte zuletzt in der Wohnung des Gotteshauses am Obergraben 10. Als die Synagoge in der Mittagsstunde des 10. November durch die Siegener SS niedergebrannt wurde, fiel auch die gesamte Wohnungseinrichtung der Meyers dem Brand zum Opfer. Der Familie gelang am 21. Dezember 1938 die Flucht nach New York.
Aus Altersgründen hatte Emil Meyer seine Vieh- und Fellhandlung an seinen Sohn Hermann weitergegeben. Hermann Meyer heiratete Blanka Weiler aus Neustadt Kreis Kirchhain. Am 5. September 1930 wurde Sohn Gerd geboren. Die Familie konnte bereits am 13. September 1938 nach New York ausreisen. Emil Meyer musste 1938/39 sein Haus an Arthur Schnell verkaufen. Bis zur Deportation am 27. Juli 1942 ins Ghetto Theresienstadt konnte das Ehepaar weiterhin in seinem ehemaligen Haus wohnen.
Emil Meyers älterer Bruder Hermann (geb. 23. Dezember 1862) wohnte ebenfalls mit im Haus. Er blieb unverheiratet und starb am 12. Januar 1929.
Autor/in der Biografie: Klaus Dietermann, 2015
Quelle(n): GB BA Berlin; Thiemann, Walter: Von den Juden im Siegerland, Siegen 1968; Dietermann, Klaus: Jüdisches Leben in Stadt und Land Siegen, Siegen 1998; Theresienstädter Gedenkbuch, Prag, 2000, S. 544; Mitteilung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge vom 10. Juni 2015; Stadtarchiv Frankfurt: Mitteilung vom 22. Juni 2015; LAV NRW Abt. Westfalen, Regierung Arnsberg, Wiedergutmachungen, Nr. 430804
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Bildquelle(n): AMS