Nachname: Reches
Vorname: Ida
Geburtstag: 04.08.1912
Geburtsort: Siegen
Wohnort(e): Marburger Tor 4, Siegen;
Kibbuz Ginossar, Israel
Beruf/Erwerbstätigkeit: Verkäuferin
Religion: jüdisch
Fluchtort: Palästina
Deportationsdatum: nicht deportiert
Haftort(e): nicht inhaftiert
Todestag: 1991
Todesort: Kibbuz Ginossar
Biografie:
Das Ehepaar Reches muss kurz vor dem Ersten Weltkrieg nach Siegen gezogen sein. Laser Reches wird im Adressbuch 1913/14 erstmals als Inhaber des „Kaufhauses zur billigen Quelle“ am Marburger Tor 4 verbunden mit einem Warenhaus am Marburger Tor 24 erwähnt. Nach dem Krieg war er Besitzer des Hauses am Marburger Tor 4, während der Kaufmann Saul Hausmann im Haus Nr. 24 ein Schuhgeschäft eröffnet hatte. Für den Zeitraum von 1924 bis 1928 wird Laser Reches als Eigentümer des Hauses in der Marburger Straße 13 genannt, in dem er das „Schuhhaus Union“ geführt hatte.
Laser Reches arbeitete über Jahre im Vorstand der Synagogengemeinde mit. Er galt als „frommer Ostjude“, der sich streng an die religiösen Gesetze hielt. Hugo Herrmann, letzter Überlebender der kleinen jüdischen Gemeinde, erzählte immer wieder von der Reaktion des Laser Reches im Polizeiarrest des Siegener Rathauses, wo die dort Inhaftierten vom Brand der Synagoge gehört hatten. Nachdem Reches einen hebräischen Text (dt.: „Der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.“) zitiert hatte, stimmte er ein hebräisches Lied (dt.: „Wenn wir wieder nach Zion ziehen.“) an, das die anderen Gefangenen mitsummten.
Dem Ehepaar wurden zwei Kinder geboren. Tochter Ida arbeitete nach dem Schulabschluss im elterlichen Geschäft als Verkäuferin und verließ am 16. Januar 1936 Siegen, um an einer landwirtschaftlichen Ausbildung in Grüsen (Hessen) teilzunehmen. Am 27. März 1937 wanderte die 24-Jährige nach Palästina aus. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod 1991 im Kibbuz Ginossar am See Genezareth. Zusammen mit ihrer Tochter besuchte sie in den 1970er Jahren mehrfach ihre Geburtsstadt. Auch Sohn Julius floh am 2. September 1937 von Siegen nach Palästina.
Das Ehepaar Laser und Lisa Reches gehörte zu den 44 Opfern der ersten Deportation aus dem Altkreis Siegen am 28. April 1942.
Im Aktiven Museum Südwestfalen am Obergraben 10 in Siegen erinnern heute ein Werbeteller sowie ein Kleiderbügel an das „Kaufhaus zur billigen Quelle“ und die ehemalige Siegener Familie jüdischen Glaubens.
Autor/in der Biografie: Klaus Dietermann, 2012
Quelle(n): GB BA Berlin; Thiemann, Walter, Von den Juden im Siegerland, Siegen 1967; Dietermann, Klaus: Jüdisches Leben in Stadt und Land Siegen, Siegen 1998;
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