Nachname: Reuter
Vorname: Karl
Geburtstag: 26.10.1894
Geburtsort: Hausnummer 1, Bürbach, Amt Weidenau
Wohnort(e): Bürbach
Beruf/Erwerbstätigkeit: Fabrikarbeiter, Invalide seit 1926
Religion: evangelisch
Deportationsdatum: 15.05.1935
Haftort(e): Provinzialheilanstalten: 15.05.1935 bis 11.03.1941 Aplerbeck; 11.03.1941 bis 17.03.1941 Warstein
Todestag: 17.03.1941
Todesort: Warstein
Biografie: Karl Reuter wurde am 26. Oktober 1894 im Haus Nr. 1 in Bürbach, heute Siegen-Bürbach, Obere Dorfstraße 32 (Heimathaus), geboren. Seine Eltern waren der Fabrikarbeiter Heinrich Reuter (geb. in Bürbach) und dessen Ehefrau Wilhelmine Reuter, geb. Stein aus Kreuztal. Karl Reuter wohnte während seines Aufenthalts in Bürbach im Haushalt seiner Eltern. Er besuchte die Volksschule seines Heimatortes und war anschließend als Fabrikarbeiter in einem eisenverarbeitenden Betrieb des Siegerlandes tätig. 1926 wurde er, da er seit seinem 16. Lebensjahr an Epilepsie erkrankt war, zum Invaliden erklärt. Da seine Erkrankung zur damaligen Zeit nicht behandelbar war, wurde er laut Anweisung des behandelnden Arztes des Amtskrankenhauses Weidenau „im Interesse der Öffentlichkeit“ am 15. Mai 1935 in die Provinzialheilanstalt Aplerbeck bei Dortmund eingewiesen. Zur Grundlage wurde das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 5. Dezember 1933 genommen, nach dem Karl Reuter an „erblicher Fallsucht und Schizophrenie“ litt. Der Bürbacher Einwohner Günther Dieterich, 95 Jahre alt, erlebte im Alter von elf Jahren als Zeitzeuge, wie Karl Reuter mit einem LKW, der einen bretterbeschlagenen Aufsatz mit Heckklappe besaß, von zwei Beschäftigten der Provinzialheilanstalt aus seinem Elternhaus in Bürbach abgeholt wurde. Er schilderte den Vorgang im Jahr 2019 folgendermaßen: „Karl wurde von den beiden Männern zum LKW gebracht, dort wurde die Klappe am Heck des LKW aufgemacht, er musste eine Holzstufe herauf steigen. Dann wurde die Klappe umgehend zugemacht und der LKW fuhr davon.“ Am 23. Juni 1935, einem Sonntag, erhielt er in Aplerbeck Besuch von seinem Bruder Rudolf aus Bürbach. Am 20. Mai 1940 wurde er vom Wehrbezirkskommando Dortmund II als „völlig untauglich zum Dienst in der Wehrmacht“ bezeichnet und ausgemustert. Sein Gesundheitszustand muss sich dann in der Heilanstalt Aplerbeck verschlechtert haben. Daraufhin wurde er am 11. März 1941 in die Provinzialheilanstalt Warstein verlegt, wo er am 17. März 1941 verstorben ist. Als Krankheitsform ist in der Krankenakte „Erbliche Fallsucht“ und als Todesursache „Lungentuberkulose“ angegeben.
Autor/in der Biografie: Dieter Tröps, 2019
Quelle(n): Patientenakte Karl Reuter, Archiv LWL, Bestand 660; Augenzeugenbericht Günther Dieterich, Bürbach 2019
Stolperstein Verlegedatum: 01.08.2019
Stolperstein Verlegort: Obere Dorfstraße 32 (Heimathaus), Siegen-Bürbach
Bildquelle(n): Verein für Bürbacher Ortsgeschichte und Heimatpflege e. V., Torsten Kirsch; Krankenakte Archiv LWL, Münster; AMS