Verspohl, Margret

Nachname: Verspohl

Vorname: Margret

Geburtstag: 07.04.1927

Geburtsort: Ferndorf

Wohnort(e): Ferndorf

Religion: katholisch

Todestag: 06.04. oder 07.04.1941

Todesort: unbekannt

Biografie: Meine Schwester Margret wurde am 7. April 1927 geboren, als jüngstes von 13 Kindern des Ferndorfer Müllermeisters Hermann Verspohl und seiner Frau Therese geb. Storp. Obwohl sie geistig behindert war, ging sie vier Jahre zur Schule und lernte Rechnen, Lesen und Schreiben.
 
Bei den Nazis hatten Behinderte jedoch kein Recht auf Leben. Es war am 6. April 1941. Die Gestapo kam bei uns auf den Hof gefahren. Zwei Männer kamen ins Haus. „Wir müssen die Margret Verspohl zur Untersuchung abholen.“ Meine Mutter, die meine Schwester im Arm hielt: „Das geht nicht.“ Ohne viele Worte wurde sie weggerissen, ab ins Auto und weg waren sie. Meine Mutter stand da, erstarrt zu einer Salzsäule. Dann fiel sie zusammen und weinte  bitterlich. Wir weinten alle mit. - Endlich kam mein Vater nach Hause und meine Mutter warf sich ihm in den Arm. Mein Vater begriff erst gar nicht. Dass er nicht zuhause gewesen war, hatte die Gestapo bestimmt gewusst. Es hätte ein Duell gegeben. – Mutter hatte sich beruhigt. Es war ganz still im Haus geworden. Leise wurde überlegt, was zu tun sei. Aber es gab keinen Ausweg, man konnte sich den Nazis einfach nicht widersetzen.
 
Am anderen Morgen kam die Nachricht, dass Margret gestorben sei, und mittags wurde schon der versiegelte Sarg gebracht. Wir durften sie nicht mehr sehen, weil sie angeblich an einer ansteckenden Krankheit gestorben war. Weil der Sarg nicht ins Haus durfte, wurde sie im Hof aufgebahrt.
 
Vater setzte eine Todesanzeige in die Zeitung. Die Leute kamen mit Blumen und Kränzen. Der Sarg stand in einem Blumenmeer – waren meine Eltern doch bekannte Leute und Margret hatte unsere Kunden oft mit einem lieben Wort oder einem Scherz erfreut.
 
Man hatte den Eindruck, dass auch den Leuten bewusst war, was geschehen war, aber keiner sagte ein Wort darüber. Wir wagten es auch nicht. Was war wohl in dem Sarg drin? Man durfte den Gedanken gar nicht zu Ende führen. Später war es, als würde die Geschichte wie vom Sand zugeweht. Unsere Familie und besonders unsere Eltern haben sehr darunter gelitten.
 
 

Autor/in der Biografie: Elisabeth Winkel, geb. Verspohl, im Oktober 2010

Quelle(n): Elisabeth Winkel, geb. Verspohl

Bildquelle(n): Elisabeth Winkel